Die Aktiengeschichte der Rheinmetall AG
Am 13. April 1889 wird die Rheinische Metallwaaren- und Maschinenfabrik Actiengesellschaft gegründet. Das Gründungskapital beträgt 700.000 Mark und wird im Dezember 1889 auf 1,1 Mio Mark durch Ausgabe von Vorzugsaktien erhöht. Einen Mehrheitsgesellschafter hat die AG nicht, knapp 80 % des Kapitals sind nahezu gleichmäßig auf die Gründungsbanken Schlesinger-Trier & Cie., Berlin, Erlanger & Söhne, Frankfurt, und Gebrüder Sulzbach, Frankfurt verteilt. Lorenz Zuckermandel wird der erste Vorsitzende des Aufsichtrsrats.
Am 11. November 1890 findet in Düsseldorf die erste Rheinmetall-Generalversammlung statt. Seitdem führt das Unternehmen, unterbrochen nur durch die Kriegs- und Nachkriegsjahre des WKII, regelmäßige Hauptversammlungen durch, seit 1938 in Berlin, seit 2020 virtuell.
Am 14. November 1894 wird die Rheinmetall-Stammaktie erstmals an der Börse notiert. Der Einführungskurs beträgt 208 % des Nennwertes, zum Jahresende steigt der Kurs auf 243,25 %. Die Rheinmetall-Aktie ist seitdem, unterbrochen durch den 2. Weltkrieg, an den deutschen Wertpapierbörsen notiert und damit die älteste börsennotierte Aktie unter den derzeitigen DAX-Mitgliedern.
Am 31. März 1903 werden die Vorzugsaktien erstmals im amtlichen Börsenhandel in Berlin zugelassen. Der erste amtliche Kurs beträgt 78,1 % des Nennwertes. Zum Jahresende steigt der Kurs auf 91 %.
Größte Gesellschafterin von Rheinmetall wird die Fried. Krupp AG, die 1909 40 % des Aktienkapitals hält. Auf der Generalversammlung tritt Krupp als Hauptgesellschafter nicht in Erscheinung.
1925 übernimmt das Deutsche Reich die Aktienmehrheit von ca. 52 % bei Rheinmetall. Gehalten werden die Aktien zunächst von der Vereinigte Industrie-Unternehmungen Aktiengesellschaft (VIAG), einer Holding, die die gesamten Reichsbesitzungen und -beteiligungen verwaltet. 1938 gehen die Aktien an die Reichswerke Aktiengesellschaft für Erzbergbau und Eisenhütten „Hermann Göring“, 1943 an die reichs-, später bundeseigene Bank der Deutschen Luftfahrt AG über. Krupp zieht sich nach und nach aus Rheinmetall zurück.
Zum 1. Januar 1936 wird die Rheinische Metallwaaren- und Maschinenfabrik Actiengesellschaft in Rheinmetall-Borsig AG umbenannt. Sie verfügt über ein Aktienkapital von 36 Mio RM, das 1937 auf 50 Mio RM erhöht wird.
Am 19. Oktober 1943 findet die letzte Hauptversammlung während des Zweiten Weltkrieges statt. Am 23. Dezember tritt Artikel II der 2. Verordnung über die Einschränkung von Mitgliederversammlungen in Kraft. Auch Geschäftsberichte werden nicht mehr herausgegeben. Über die letzte Dividende bis 1961, die 1944 gezahlt wird, entscheiden Vorstand und Aufsichtsrat allein.
Am 25. November 1951 findet die erste Hauptversammlung nach dem Krieg statt. Sie entscheidet über die Geschäftsjahre 1944 bis 1947 und die Neufestsetzung des Kapitals, das von 75 Mio. RM auf 15 Mio DM umgestellt wird.
Am 29. September 1955 werden die neuen, auf DM lautenden Aktien der Rheinmetall-Borsig AG an den Wertpapierbörsen in Berlin, Düsseldorf und Frankfurt/Main zum Handel und zur Notierung zugelassen.
Am 23. Juni 1956 wird die bis dahin bei der Bank der Deutschen Luftfahrt AG i. L. liegende Aktienmehrheit der Rheinmetall-Borsig AG zum Preis von 17.685.850 DM (= 227½ % des Nominalwerts) von der Familie Röchling übernommen. Am 20. November ändert die Gesellschaft ihren Namen in Rheinmetall Berlin AG (seit 1996 Rheinmetall AG).
Am 7. April 1960 beschließt die Hauptversammlung eine Kapitalerhöhung durch Ausgabe neuer Inhaberaktien im Nominalwert von 12,5 Millionen Mark auf 25 Millionen Mark. Mit 510 % des Nennwertes erreicht die Rheinmetall-Aktie ein Allzeithoch. Erstmals werden neue Aktienurkunden mit dem Namen Rheinmetall Berlin AG ausgegeben, nachdem zuvor die Rheinmetall-Borsig-Aktien überstempelt worden waren. Auch zahlt Rheinmetall mit 6 % erstmals seit 1944 wieder eine Dividende.
Am 4. August 1966 beschließt die Hauptversammlung erstmals die Zahlung einer 12-%igen Dividende, die 1969 auf 14 % erhöht wird.
Die Hauptversammlung vom 24. September 1984 beschließt eine Kapitalerhöhung auf mittlerweile 135 Mio DM. Erstmals können die Mitarbeiter der Rheinmetall-Gruppe Belegschaftsaktien der Rheinmetall Berlin AG erwerben. Anlässlich dieser Kapitalerhöhung werden zum letzten Mal Aktien-Urkunden gedruckt.
Am 9. Januar 1996 wird der Aktienindex MDAX eingeführt. Die Stammaktie der Rheinmetall Berlin AG ist vom ersten Tag dabei. Die Rheinmetall-Aktie ist bis zum 19. März 2023 der einzige Aktienwert, der dem Index ununterbrochen angehört. Am 17. Juli beschließt die Hauptversammlung die Änderung des Firmennamens in Rheinmetall AG.
Am 29. September 1997 wird die Herabsetzung des Mindestnennbetrags der Rheinmetall-Aktie von 50 DM auf 5 DM vorgenommen. Eine Untersuchung des Zentralbereiches Finanzen vom 30. September 1997 zeigt, dass sich 24 % der Stammaktien in Streubesitz befinden und zusammen mit 95 % der Vorzugsaktien von rund 15.000 Aktionären gehalten werden. Der Großaktionär Röchling Industrie Verwaltung GmbH, der 65,5 % der Stämme hält, besitzt von den Stamm- und Vorzugsaktien zusammen 51 %.
Am 23. März 1998 wird im MDax die Rheinmetall-Stammaktie gegen die Vorzugsaktie ausgetauscht, um der höheren Liquidität der Vorzugsaktie zu entsprechen. Am 30. Dezember 1998 werden die Aktien der Rheinmetall-Gruppe letztmals in DM gehandelt. Die Stammaktie der Rheinmetall AG schließt mit 43,00 DM, die Vorzugsaktie mit 31,30 DM. Ab dem 4. Januar 1999 notieren die Aktien in Euro. Die Stammaktie eröffnet mit 21,45 Euro, die Vorzugsaktie mit 17,00 Euro.
Am 26. Juni 2000 werden die Stamm- und Vorzugsaktien von Nennbetragsaktien auf Stückaktien und von DM in Euro umgestellt. Am 1. August 2000 richtet Rheinmetall erstmals eine eigene Abteilung Investor Relations ein.
Am 13. Februar 2003 fällt der Kurs der Vorzugsaktie auf einen Tiefststand von 9,65 Euro.
Am 23. November 2004 kündigt die Eigentümerfamilie Röchling an, sich von ihrem Rheinmetall-Aktienbesitz zu trennen. Einen Tag zuvor hatten die Rheinmetall-Vorzugsaktien mit 39,99 Euro ein neues Allzeithoch erreicht.
Am 10. Mai 2005 beschließt die Hauptversammlung die Zusammenlegung der Stamm- mit den Vorzugsaktien. Dabei werden die bisher 18 Millionen nennwertlosen Stückaktien ohne Stimmrecht in Stammaktien (bisher ebenfalls 18 Millionen) umgewandelt. Am 24. Juni 2005 wird die Vorzugsaktie das letzte Mal gehandelt.
Vom 3. April 2008 an gibt Rheinmetall zum dritten Mal in seiner Geschichte Mitarbeiteraktien aus. Bei der Aktion „Mein Stück Rheinmetall“ können die rund 10.000 Mitarbeiter an den 31 Standorten in größerem Umfang Aktien zu günstigen Konditionen erwerben.
Im Dezember 2017 notiert die Rheinmetall-Aktie zum ersten Mal bei über 100 Euro, fällt aber im Laufe des Jahres 2018 wieder auf unter 75 Euro ab.
Wegen der Corona-Krise findet die Hauptversammlung am 19 Mai 2020 nicht wie ursprünglich geplant mit Aktionären in Berlin statt, sondern nur als Online-Veranstaltung im Internet. Zum Jahresende beträgt der Börsenkurs 86,58 Euro.
Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine steigt die Rheinmetall-Aktie am 25. Februar 2022 um 5,4 % auf 101,20 Euro und übersteigt am 28. März 2022 erstmals in ihrer Geschichte die 200-Euro-Marke.
Am 20. März 2023 steigt die Rheinmetall-Aktie erstmals in den höchsten deutschen Aktienindex DAX auf. Die Aktie wird gegen die von Fresenius Medical Care ausgetauscht.