Frauenpower – Interview mit Kerandeep Moti
Projektkauffrau, Rheinmetall Electronics GmbH, Bremen
Frau Moti, Sie haben Ihre Ausbildung zur Industriekauffrau bei Rheinmetall und nebenbei ein duales BWL Studium an der HS Bremen absolviert. Danach hatten Sie sicherlich viele Optionen. Warum haben Sie sich letztlich für die Stelle als kaufmännische Projektmanagerin entschieden?
Bereits im Studium gefielen mir die Schwerpunkte Marketing/Controlling, also die kaufmännischen Bereiche. Im Rahmen meiner Ausbildung habe ich zudem mehrere Stationen durchlaufen, wie den Einkauf, die Buchhaltung oder die Personalabteilung.Ein Kollege hat mir aufgrund meiner Interessen den Bereich Commercial und Contract ans Herz gelegt. Dieser war zwar nicht Bestandteil meiner Ausbildung, aber dort konnte ich drei Monate quasi unverbindlich „reinschnuppern“ und schauen, ob es mir gefällt.
Schnell habe ich gemerkt, dass einem als frischgebackene Absolventin in der Querschnittsfunktion als Projektkauffrau alle kaufmännischen Bereiche wiederbegegnen. Man nimmt eine wichtige Rolle im Projekt ein, z. B. auch die Projektkoordination und Kundenkommunikation. Das bedeutet viel Verantwortung. Und das finde ich lehrreich, herausfordernd und spannend. Rheinmetall war für mich die richtige Entscheidung. Die Branche ist etwas Besonderes.
Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag im Projektgeschäft bei Ihnen aus?
Ehrlich gesagt, gibt es keinen typischen Arbeitsalltag. Vieles passiert ad hoc, aber genau das zeichnet dieses komplexe Projektgeschäft ja aus. Es ist eben kein 08/15-Job, sondern sehr abwechslungsreich. Jeden Tag erlebt man daher etwas Neues und so lerne ich nach 1,5 Jahren noch immer dazu. Ich beschäftige mich bspw. mit nationalen und internationalen Angeboten im zivilen als auch im militärischen Umfeld sowie mit Vertragsbestandteilen im Rahmen des Claim Managements.Als Projektkauffrau agiere ich nicht nur im Hintergrund, sondern bin bei vielen Dingen von Beginn an im Boot und aktiv beteiligt. Hierdurch habe ich zudem die Chance, das Projekt mitzugestalten. Es liegt viel an einem selber, sich während der Akquise- und Angebotsphase einzubringen und auch mal die Initiative zu ergreifen.
„Als Projektkauffrau habe ich keinen 08/15-Job. Ob Drohnenabwehrsystem oder Trainingscenter für Öl-Plattformen, ich muss mich flexibel auf jedes Projekt einstellen.“
Projektkauffrau, Rheinmetall Electronics GmbH, Bremen
Welches Projekt ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? Was war sozusagen Ihr bisheriges Highlight und wieso?
Insbesondere natürlich mein allererstes Projekt. Oftmals laufen Projekte schon länger und wenn man dann neu dazu kommt, muss man sich erst mal reinfinden. Ich hatte allerdings das Glück, dass es zum Zeitpunkt meines Einstiegs ein Projekt gab, dass ich von Anfang an begleiten konnte. Es ging um die qualifizierte Fliegerabwehr. Es war also ein Angebot im Programmbereich der deutschen Luftverteidigung. Diese Phase habe ich als besonders intensiv erlebt, da sie arbeitsreich und stressig war. Ich habe sehr viel dazugelernt, neue Erfahrungen gemacht und Produkte (z.B. Drohnenabwehrsystem) erleben können. Das Team hat sehr viel Energie und Zeit investiert, ist zusammen durch Höhen und Tiefen gegangen und hatte den unbedingten Willen, das Angebot zu bekommen. Und das war rückwirkend betrachtet einfach ein super Erlebnis!Mein aktuelles Highlight ist, dass ich ein Großprojekt im Mexiko betreuen darf, inklusive einer Dienstreise zu unserem dortigen Trainingscenter für Öl-Plattformen. Es macht unglaublich viel Spaß zu beobachten, wie schnell so ein riesen Gebäude entsteht, die Projekterfolge der einzelnen Meilensteine zu sehen und dabei mitzuwirken.
Was würden Sie sagen, sind besondere Herausforderungen in Ihrem Berufsalltag? Worauf sollten sich neue Kolleginnen/Kollegen einstellen?
Auf jeden Fall sollte man Flexibilität in alle Richtungen mitbringen. Jedes Projekt bedeutet in der Regel eine neue Teamkonstellation. Zwangsläufig unterscheiden sich somit auch die Arbeitsweisen der wechselnden Stakeholder (z.B. Kunden, Vorgesetzten, Kollegen), denen man gerecht werden muss. Auch ist jedes unserer Produkte anders. Kurz: Es ist nie Standardgeschäft.Zudem sind im internationalen Austausch interkulturelle Kompetenzen und gute Englischkenntnisse gefragt.
Müssen Sie viel reisen? Wenn ja, wie ist dies für Sie mit Ihrem Alltag vereinbar?
Ja, phasenweise muss ich schon viel reisen, z. B. zu unseren Kunden, Beschaffungsbehörden und Tochtergesellschaften. Ein gepflegter Kalender und Organisationstalent helfen aber dabei, alles gut miteinander zu vereinen.Welche drei Adjektive beschreiben Ihren Job am besten?
2. spannend
3. facettenreich
Projektgeschäft verbindet man häufig mit Druck oder Deadlines. Ist dies in Ihrem Job auch so?
Dieses Video entspricht dem allgemeinen Sprachgebrauch. Dabei werden alle Geschlechtsidentitäten ausdrücklich mitgemeint.